Digitale Transformation
Die Vorteile der Digitalisierung lassen sich wie bereits geschrieben in drei Bereiche gruppieren. Sie können
- die Kundenbindung erhöhen (externe Möglichkeit),
- zu Effizienzsteigerungen führen (interne Möglichkeit)
- und den Umsatz durch neue Produkte und Dienstleistungen steigern (externe Möglichkeit).
Der heutige Fokus liegt bei der Umsatzsteigerung durch neue Produkte.
Die Digitalisierung ist ein Treiber von Innovation. Durch radikale Innovationen entstehen komplett neue Produkte und Dienstleistungen und durch inkrementelle Innovationen werden Produkte und Dienstleistungen weiterentwickelt und laufend verbessert. Dies führt zu Umsatzsteigerungen beim Unternehmen. Bei der Diskussion um das Produkt- und Dienstleistungsportfolio eines Unternehmens schwingt das auf der höheren Abstraktionsebene angesiedelte Thema der Geschäftsmodelle mit. Gemäss Osterwalder und Pigneur beinhaltet ein Geschäftsmodell Angaben zu Schlüsselpartnern, Schlüsselaktivitäten, Schlüsselressourcen, Wertangeboten, Kundenbeziehungen, Kanälen, Kundensegmenten, Kostenstruktur und Einnahmequellen. Die Digitalisierung ermöglicht eine Vielzahl neuartiger Geschäftsmodelle, die sowohl traditionelle Unternehmen als auch Start-ups verfolgen können. Wirtz & Becker unterscheiden in ihrem 4C-Net-Business-Modell die vier Basisgeschäftsmodelltypen „Content“, „Commerce“, „Context“ und „Connection“ in der digitalen Welt. Afuah und Tucci erweitern die Kategorisierung 2013 um „Coordination“. Diese fünf digitalen Geschäftsmodelle lassen sich wie folgt unterscheiden:
5C-Net Business Model
(in Anlehnung an Strauss, 2013)
Geschäftsmodell Content
Das Ziel im Geschäftsmodell Content ist die Sammlung, Auswahl, Systematisierung, Kompilierung und Bereitstellung von konsumentenorientierten, personalisierten Inhalten auf einer eigenen Plattform. Inhaltlich können sich diese Angebote zwischen Information, Entertainment, Infotainment und Education bewegen. Das Erlösmodell für die Inhalte basiert meistens auf indirekten Lösungen (Werbung) oder direkt über Bezahlmodelle. Auch Kombinationen zwischen direktem und indirektem Erlösmodell sind möglich. Beispielsweise hat der Tages-Anzeiger im April 2014 die sogenannte „Metered Paywall“ eingeführt. Pro Monat kann eine definierte Anzahl von Beiträgen kostenlos gelesen werden. Möchte der Nutzer jedoch weitere Artikel lesen, benötigt er ein digitales Abonnement. Dieses Erlösmodell basiert sowohl auf digitalen Abonnementerträgen als auch auf Werbeerträgen.
Geschäftsmodell Commerce
Innerhalb des Geschäftsmodells Commerce werden sämtliche Phasen eines Kaufabschlusses von der Anbahnung, über die Aushandlung bis zur Abwicklung der Geschäftstransaktion gesehen. Die konkreten Geschäftsmodelle werden E-Attraction, E-Bargaining/Negotiation, Service Broker, E-Transactions und E-Tailing genannt. Transaktionsabhängige, direkte und indirekte Erlösmodelle sind möglich. Als Beispiel bietet FashionFriends in den Bereichen Fashion, Mode, Schuhe, Accessoire, Lifestyle, Spielzeuge und Beauty über 1000 Marken und Sonderangebote mit bis zu 70 % Rabatt an.
Geschäftsmodell Context
Im Mittelpunkt des Geschäftsmodells Context steht die Komplexitätsreduktion. Mit der Klassifizierung und Systematisierung von im Internet verfügbaren Informationen werden Orientierungshilfen zur Verfügung gestellt. Drei Ausprägungen werden als konkrete Geschäftsmodelle definiert: Suchmaschinen, Webkataloge und Bookmarking. Eine direkte Gebühr für die Inhaltsaufnahme oder Werbeerträge bilden mögliche Erlösmodelle. Als Schweizer Beispiel kann events.ch genannt werden, das einen umfassenden Veranstaltungskalender der Schweiz bietet.
Geschäftsmodell Connection
Das Geschäftsmodell Connection fokussiert auf die Schaffung von technologischen, kommerziellen und kommunikativen Verbindungen in Netzwerken. Konkrete Geschäftsmodelle sind Communitys wie xing.com, Mailing Services wie Gmail oder Inter-Connection, wie beispielsweise Internet Service Provider. Es sind sowohl direkte (Verbindungsgebühr) als auch indirekte Erlösmodelle (Werbung) möglich.
Geschäftsmodell Coordination
Geschäftsmodelle im Bereich „Coordination“ unterstützen Nutzer bei der Terminfindung, beim kooperativen Arbeiten im Team oder auch die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen. Dabei werden die drei konkreten Geschäftsmodelle „Scheduling“ „Teamwork“ und „Supportive Collaboration“ unterschieden. Beim Scheduling werden Angebote und Instrumente zur effizienten Terminabsprache angeboten. Teamwork beinhaltet sämtliche Arten von webbasierter Computerunterstützung beim kooperativen Arbeiten in Teams. Unter Supportive Collaboration werden im B2B-Bereich unternehmensübergreifende gemeinsame Forschungen, Entwicklungen, Produktionen und dergleichen verstanden. Als konkrete Beispiele können der 2007 gegründete Online-Terminplaner Doodle oder das in Kalifornien ansässige Start-up Evernote genannt werden, das Lösungen dafür anbietet, wie Einzelpersonen oder Teams Informationen sammeln, Notwendiges finden und zusammen an Projekten arbeiten können.
12-teilige Serie zum Thema “Digitale Transformation”
Dieser Artikel ist ein Teil einer 12-teiligen Serie zum Thema “Digitale Transformation”. Die weiteren Teile findet man unter folgenden Links.
- Teil 1: Intro zur digitalen Transformation
- Teil 2: Definition «Digitale Transformation
- Teil 3: Themenfelder der digitalen Transformation
- Teil 4: Ziele der digitalen Transformation
- Teil 8: Digitaler Reifegrad der Unternehmen
- Teil 11: Vergleich der beiden Typologisierungen
- Teil 12: Herausforderungen der digitalen Transformation
- BONUS: Digitale Transformation in der Schweiz